Smarteres Gefängnis?: Ein Aufruf zum Krieg gegen die multinationalen Technologieunternehmen

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Deutsche Version entnommen aus gleichnamiger Broschüre, die es seit Mitte 2017 geben dürfte.

 

Einleitung

In diesem Moment, während die Getriebe dieser monströsen Gesellschaft weiter alles zermahlen was unter ihre Räder kommt und die verstreuten Aufständischen versuchen, auf verschiedenste Art Sand ins Getriebe zu streuen um die Maschine zu verlangsamen, verbleiben wir mit einigen Fragen. Es sind Fragen, die unserer Meinung nach mehr Überlegungen und Anstöße verdienen, als sie für gewöhnlich in den Kreisen von AnarchistInnen, RebellInnen und VerteidigerInnen der Erde bekommen. Klar ist, dass Mobilisierungen(unabhängig von einem Zeitrahmen) wie jene für unsere eingesperrten oder gefallenen GefährtInnen, eine praktische Notwendigkeit sind, um diverse Kräfte zu entwickeln, die bereit sind den Konsequenzen eines jeden Kampfes, der die herrschende Ordnung physisch bekämpft, ins Auge zu sehen und sie zu verstehen. Und so, um es mit anderen Worten auszudrücken, die Kraft der Repression zu verringern, uns auf unseren eigenen Wegen zu stoppen.

Allerdings stellt sich uns, vor der üblichen Propaganda und Agitation, die auf die AgentInnen oder die Fassaden des Staates, den gefängnisindustriellen Komplex und seine einfach zu identifizierenden SöldnerInnen abzielt, eine größere Frage: Was genau ist Gefangenschaft heute? Was ist Herrschaft, in ihrem am meisten gegenwärtigen Sinn? Was erleichtert diese abscheulichen Dinge, die wir natürlich unseren Leidenschaften folgend, entschlossen sind anzugreifen?

Wenn man an der Oberfläche des alltäglichen Lebens in der europäischen (besonders der nordeuropäischen) Metropole und den sie ernährenden Territorien kratzt, können die physischen Strukturen aus denen sich dieser „große Käfig“ zusammensetzt immer noch deutlich gesehen werden, wenn man weiß, wo man hinsehen muss: Die Überwachungskameras sind nur die Spitze des technologischen Eisbergs. Aber es sind bereits Arbeiten im Gange um die Ketten, die uns fesseln, weniger unmittelbar wahrnehmbar und weitaus umfassender zu machen.

In dieser Abhandlung werden wir über ein Projekt sprechen, eine Bedrohung, die – daran muss erinnert werden – noch nicht das dargestellte Ausmaß erreicht hat. Dies bringt nicht wenige Probleme mit sich, da die technologiekritische Sphäre bereits häufig von einer morbiden Faszination mit den fantastischsten Vorhersagen aus den Mäulern der EntwicklerInnen der Herrschaft geplagt wird. Diese Überaktivität der Vorstellung kann zu einer Art von Selbstparalyse und unnötiger Verbreitung von schwächender Angst unter jenen führen, an die wir uns mit unseren Publikationen und Kommuniqués richten. Im Grunde terrorisieren wir uns selbst und jene, die handeln wollen, indem wir dem Schwindel der TechnoWissenschaft erliegen und uns so verhalten als ob der Albtraum bereits Wirklichkeit geworden ist– oft auf Kosten einer adäquaten Einschätzung der Technologien von denen wir bereits umgeben sind und dem Studium ihrer Mängel und Lücken, sowie der Möglichkeiten sie unschädlich zu machen. Diese schädliche Angewohnheit wird durch eine hinderliche Feindschaft gegenüber den Kritiken der technologisch-industriellen Gesellschaft verstärkt, die bedauerlicherweise immer noch von großen Teilen der mehr oder weniger radikalen, oppositionellen Tendenzen weltweit an den Tag gelegt wird.

In diesem Sinne ist der stärkste Eindruck, den wir mit dem folgenden Text vermitteln wollen, dass immer noch Risse in den Mauern, die uns einschließen, existieren und weiterhin existieren werden… wenn wir sie suchen und aufbrechen.

Wie die Fülle von Aktionen auf der ganzen Welt alleine diesen Monat (Dezember 2015) und der Reichtum an Perspektiven und Zielen zeigt, ist der Angriff nicht nur durchführbar, sondern allgegenwärtig. Der Grund warum wir es als wichtig erachten, diesem Thema so viele Worte zu widmen ist schlicht, dass die Möglichkeiten für den Aufstand und die Erschaffung eines anderen Lebens jedoch abnehmen und dafür größtenteils der technologische Apparat der Moderne und seine Mächte zur Überwachung, Regulierung und Ermittlung(und die verständliche Angst davor) verantwortlich ist. Tatsächlich lehrt uns die Geschichte regelmäßig, dass einmal entworfen und perfektioniert, es nur eine Frage der Zeit ist, bevor jede Innovation in den Händen der herrschenden Ordnung mit ihrem vollen und repressiven Potential eingesetzt wird – bis zu dem Grad von dem die Herrschenden es sich leisten können und glauben damit davonzukommen. Die Frage ist wann, nicht ob.

Zudem können wir, wenn wir eine gründliche Betrachtung von technologischen Systemen vornehmen sehen, dass sie sich auch durch das Verhalten und die Konditionierung ihrer menschlichen VermittlerInnen kulturell manifestieren und dass die Bevölkerungen in vielen Teilen der Welt darauf eingestellt und vorbereitet werden zu akzeptieren(wenn nicht, dazu aktiv auszuführen) was zumindest wir als große Herausforderungen unserer rebellischen Tatkraft in dieser Epoche empfinden. Wenn wir uns in Erinnerung rufen, wie proletarisiert uns die Entfaltung der industriellen Revolution, der Urbanisierung und der Befriedung der letzten Jahrhunderte zurückgelassen hat, denken wir dass es, trotz der widerwärtigen Fallen die uns auf unseren Wegen gestellt werden, ein vorrangiges Anliegen für jene sein muss, die Handlungsfähigkeit und -vermögen schätzen, eine noch tiefgreifendere Entmachtung zu verhindern.

Deshalb sind wir uns zwar dem Risiko der Übertreibung bewusst aber dennoch überzeugt, dass es unsere Aufgabe ist gegen das sich transformierende Feld der Herrschaft anzukämpfen, bevor wir überrollt werden. Um mit wachsamen Blick und geballter Faust zu sehen, womit wir als Ausgeschlossene, Dequalifizierte, aber vor allem als aufstrebende oppositionelle Kräfte konfrontiert sind und sein werden.

Weiters betrachten wir dieses Thema zu einem Zeitpunkt, an dem Costantino „Costa“ Ragusa, Silvia Guerini und Luca „Billy“ Bernasconi bald zum zweiten Mal gemeinsam vor Gericht stehen werden. Sie wurden 2010 von den Gesetzeshütern abgefangen, als sie als Earth Liberation Front – Switzerland ausgerüstet loszogen um das Nanotechnologie-Zentrum anzugreifen, das IBM (ein globaler Informatik Großkonzern) gerade gemeinsam mit der Technischen Hochschule Zürich errichtete.

Zurück in Italien nach Jahren der Einsperrung, Hungerstreiks im Gefängnis und deutlichem Ungehorsam, werden sie nun unter Beschuldigungen des „Terrorismus“, für die Vorbereitung der selben Brandstiftungs-/Sprengungs-Aktion von „italienischem“ Boden aus, verfolgt. Alle drei haben nicht aufgehört die Notwendigkeit von direkteren Aktionen gegen die expandierende Technosphäre zu verteidigen, weder im Gerichtsverfahren in der Schweiz, noch bei ihrer Entlassung und Abschiebung.

Wie sie wollen wir eine aktive Würdigung (und daher, Verteidigung und Ausweitung) dessen, was auf dieser Welt noch wild ist und augenblicklich tiefgreifend durch die neuesten technokratischen Giftigkeiten bedroht ist, um die übliche Sparte des „radikalökologischen“ Diskurses auszuweiten. Dieser Text ist Costa, Silvia und Billy gewidmet.

Nano-Biotechnologien sind der neueste vom technologisch-industriellen kapitalistischen System eingeschlagene Weg beim Plündern und Verwüsten der Erde. Diese Wege, wie alle vorhergegangenen(man denke an das Industrielle Zeitalter), präsentieren als Wunder, was, wie wir uns mühelos vorstellen können, dazu bestimmt ist, sich in Albträume zu verwandeln. Diese Technologien wurden von einer neuen Sichtweise auf die Welt in der Computerära geboren, die die Mechanistische mit Hebeln und Getrieben, mit einer Mathematischen mit Informationsbits, wo die ganze Realität in einen Algorithmus passen muss, ersetzt. Diese neue Sichtweise hat Fuß gefasst, da sie mehr zu den Bedürfnissen des gegenwärtigen Systems passt. Durch seine Selbstbehauptung hat es bisher ungeträumte Möglichkeiten für die Wissenschaft eröffnet, um auszuführen wozu der Moment und der Selbst-Kannibalismus des Systems sie mit Nachdruck drängen: Von allem im Universum Besitz ergreifen und es auf seine kleinsten, winzigsten Komponenten, auf „bits“ herunterzubrechen.

Mit anderen Worten, um eine universelle Grundeinheit zu erreichen, mit der Wissenschaftler das gesamte Bestehende auf ein Level von Austauschbarkeit und Äquivalenz reduzieren können, so dass durch das Entwickeln dieses neuen(bisher unerreichbaren) Rohstoffs möglich sein wird, alles im Universum für die Bedürfnisse der Macht nutzbar zu machen. Diese Technologien sind daher die Pfeiler auf denen es dem System möglich sein wird den Prozess von Produktion und Versorgung zu reorganisieren, die für sein Wachstum lebensnotwendig sind, ein unendliches Wachstum auf einem Planeten der bereits bis an die Grenzen seiner Möglichkeiten geplündert wurde. Und wie im Fall von GMO(Gentechnisch Modifizierte Organismen), ist die Konvergenz der Wissenschaften die neueste Versprechung eines Entwicklungstrends, von dem angenommen wird, dass er die ökologische Krise in die uns der umweltzerstörerische Fortschritt selbst gebracht hat bewältigen wird“

(Billy, Costa, Silvia)

I.

Innovatoren in der Welt der Informatik versprechen für die kommenden Jahre eine neue industrielle Revolution. Eine Revolution, die Wissenschaft, Technologie und die Gesellschaft transformieren würde – tatsächlich sogar die biologische Realität des menschlichen Wesens auf dem Planeten. Einem Planeten dessen organische Flüsse und Kreisläufe bereits vollständig schwanken und mit katastrophalen Auswirkungen unterminiert sind, genau wegen der krebsartigen Lebensweise, die aus der letzten industriellen Revolution resultierte. Nanotechnologie(die angewandte Wissenschaft zur Manipulation von Materie auf einem Maßstab, der weit unter dem mikroskopischen liegt) spielt eine unentbehrliche Rolle für die aufkommende Ära. Nach der Neugestaltung der Genstruktur von Lebewesen gestaltet die Techno-Wissenschaft jetzt auch die molekulare Struktur selbst um, um neue Formen und Materialien zu schaffen. Auf dem Nanolevel kommen vollständig andere Eigenschaften und Reaktionen(beispielsweise von Gold) ins Spiel, als sie es in molekular unberührter Form getan hätten. Die industriellen Marktführer erhoffen sich durch die Modifizierung im Nanobereich ein breites Sortiment an neuen Anwendungen und Fähigkeiten für beinahe jede Materie zu erschaffen – von der Erzeugung unglaublich leichter und starker Metalle, der Injektion von Nanomaschinen in den menschlichen Blutkreislauf zur Behandlung von Zivilisationskrankheiten, bis zur Synthese von Kraftstoffquellen. Wenn man dazu die Vorhersagen über die Fähigkeit lebende DNA zu „editieren“ und über die radikale Neugestaltung gegenwärtiger Objekte und Prozesse hinzufügt, werden die verbalen Ergüsse und Predigten über diese und jene neuartige Struktur der nahen Zukunft endlos.

Die greifbareren und weitverbreiteteren Anwendungen von Nanotechnologie, die bisher auf das Gebiet von Kosmetika, Nanopartikelsprays für Autos, antibakteriellen Schutz, etc. beschränkt blieben, lassen sich, trotz ihrer erschreckenden Konsequenzen und unheilvollen Vorhersagen, leicht bei einer kurzen Suche im Internet finden. Einen weiteren Anwendungsbereich stellt die Informatik dar. Albert Swiston vom Lincoln Laboratory machte folgende Vorhersagen über die Zukunft von Informatik und Nanotechnologie:

Du könntest in eine Zukunft blicken, in der du überhaupt keine Computer hast. Die Rechenkraft, die du brauchst ist direkt mit dem Stoff deines Hemdes verwoben, oder vielleicht ist sie in deinem Ring oder deiner Uhr. Vielleicht verbindet sich die5ses Gerät automatisch mit einem Bildschirm neben dir, oder mit einem Projektor, den du mit dir trägst. Vielleicht brauchst du gar keinen Bildschirm – es wird einfach direkt in deine Augen geleitet“

(Albert leitete ein Forschungsprojekt bei dem Mikropartikel mit Nanokristallen, die für das menschliche Auge unsichtbar sind, versehen wurden, mit dem Ziel die Fälschung von Währungen, Luxusgütern und elektronischen Geräten zu bekämpfen und so die Flüsse von Reichtum und Kapital zu schützen.)

Die großen Unternehmen des Informatikbereichs arbeiten bereits seit vielen Jahren auf der Nanoebene. Die zuvor erwähnten Fackelträger von IBM sind nicht die Einzigen. Hewlett-Packard ist ein weiteres Beispiel. Das Nanotechnologie-Team von HP Labs, ihrer Abteilung für fortgeschrittene Forschung, hat eine lange Geschichte von wissenschaftlichen Durchbrüchen, wichtigen Patenten und bedeutenden Publikationen auf ihrem Gebiet. Ein Hauptinteressensgebiet von HP Labs ist Nanomechanik. Sie entwickeln immer kleinere und sensiblere mikro-mechanische Sensoren und Bedienungselemente. Sie rühmen sich damit, der Informatik den Weg über das Silizium von konventioneller Elektronik hinaus, in das Reich von Molekulargröße-Elektronik und Strukturen in Nanogröße mit komplett neuen Eigenschaften und Anwendungen zu ebnen. Aber was bedeutet das alles jenseits von schneller operierenden Systemen und Kommunikation?

Zuerst wird unsere Welt instrumentiert. Der Transistor, erfunden vor 60 Jahren, ist der Grundbaustein des digitalen Zeitalters. Heute gibt es beinahe eine Milliarde Transistoren pro Mensch, von denen jeder ein Zehnmillionstel eines Cents kostet. Es gibt 4 Milliarden Mobiltelefongebührenentrichter und 30 Milliarden Radio Frequency Identification Tags, die weltweit produziert werden. Wegen ihrer steigenden Ausgereiftheit und niedrigen Kosten ermöglichen uns diese Chips, Sensoren und Geräte zum ersten Mal die Instrumentierung eines breiten Spektrums der Systeme der Welt – natürlich und künstlich, gewerblich und gesellschaftlich – in Echtzeit“

Anschließend wird unsere Welt verbunden. Sehr bald werden 2 Milliarden Menschen im Internet sein. Aber das ist erst der Anfang. In einer instrumentierten Welt können nun auch Systeme und Objekte miteinander „sprechen“. Rechenleistung wird in Dinge gesteckt, die wir nicht als Computer erkennen würden. Tatsächlich kann wirklich alles – jede Person, jedes Objekt, jeder Prozess oder jede Dienstleistung, denn jede Organisation, groß oder klein – digital bewusst und verbunden werden“

(Sam Palmisano, während seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender von IBM)

II.

Viele von uns werden inzwischen den Begriff „Internet der Dinge“ gehört haben, der verwendet wird um eine entstehende Umgebung zu beschreiben, die die Technologiekonzerne umfassend realisieren wollen. Ein omnipräsenter Austausch von Daten zwischen einer immensen Menge von Empfängern und Transmittern, der potentiell alle Materialien und Prozesse umfasst, die elektronisch messbar sind. Das Bedeutungsvollste daran ist, dass es die Beziehung zwischen Sensoren(die Daten sammeln) und Maschinen(die mit diesen Daten handeln) auf mikroskopischer Größe darstellt, die verspricht alles von der Straßenbeleuchtung zu den Häfen „smart“ zu machen. Diese Entwicklung kam in den letzten Monaten in Schwung und wird obwohl die Konsequenzen beinahe unbegreiflich sind, als der nächste logische Schritt für die technologisch-industrielle Gesellschaft betrachtet, der durch die Mediation des täglichen Lebens mittels aller Arten von Geräten und Algorithmen eine Vielzahl von neuen Produkten und Dienstleistungen erzeugen wird. Schließlich verlassen wir uns bereits jetzt weniger auf eine bewusste Beziehung, die wir als Individuen mit der Zusammensetzung unserer lebendigen Umgebung haben, als darauf was eine lebloser digitaler Bildschirm uns vermittelt. Arbeit, „Freizeit“, Reise, Bildung, Politik, Einkaufen, Intimität – überall ist der Bildschirm, und der Zwischenraum wird ständig geringer.

Das Internet der Dinge ist eine Vermehrung der Elektronik, primär die direkte Implantation von Mikrochips in Objekte, Körper und die Umgebung. Dies ist wesentlicher Bestandteil der Vision die IBM verächtlich einen „Smarter Planet“, einen intelligenteren Planeten, nennt. Intelligenter, nicht in dem Sinn von intuitiver, relationaler Weisheit, die durch Erfahrung einer aktiven Koexistenz auf und mit der Erde die wir bewohnen herausgebildet wird, sondern im Sinne einer sterilen, kalkulierten, aus Statistiken gefilterten Maschinenvorhersage. Zu diesem Zweck wollen die Technologiekonzerne(mit beträchtlicher Unterstützung der Regierungen und der Industrie), alles in hoher Dichte mit ihren Sensoren besetzten, von Städten und Lieferketten – die sie euphemistisch „Ökosysteme“ nennen – zu Flüssen und Wäldern. Detektoren, die automatisch die Heizung und die Klimaanlage steuern, wenn Menschen ein Gebäude betreten und Bodensensoren, die mit Bauern über Wasser- oder Düngermenge kommunizieren. Nanogroße Geräte in der Atmosphäre, um das Wetter vorherzusagen, in Brücken um den Zustand des Zements besser überwachen zu können oder die Überreste der Natur zu kennzeichnen („taggen“) und zu verfolgen. Alles verbunden mit komplett unbekannten/unumkehrbaren langfristigen Auswirkungen von Mikropartikeln, die sich in der Umwelt und damit auch unvermeidlich im Nahrungskreislauf verteilen und ansammeln – Dr. John Manley von der HP Labs Forschungsbasis in Bristol hatte die Frechheit dies als das zentrale Nervensystem für die Erde zu bezeichnen. Es ist nichts als eine Beschleunigung des patriarchalen und ausbeuterischen kulturellen Ethos, dessen Absicht es ist Herrscher über die Biosphäre zu werden – von der wir bizarrer Weise als getrennt betrachtet werden. Das Ziel ist die Aufrechterhaltung des unersättlichen industriellen Systems und der Lebensweise, die sogar auf Kosten der Auslöschung der Quelle unserer und aller Existenz, den Globus plündert und die Rationierung des gesamten Daseins in Nahrung für das System, in Mahlgut für die Mühlen dieses Gefängnisses, das wir Zivilisation nennen könnten.

In einer Situation wie der heutigen benutzen Individuen nicht länger Technologien, die sie selbstgestaltet haben und verstehen um das Leben, das sie gewählt haben zu erschaffen, sondern werden von und durch Technologien regiert – Technologien, die der Reproduktion der kapitalistisch-industriellen Gesellschaft und der Akkulturation der Individuen dienen. Die damit einhergehende Entfremdung und Kapitulation vor der industriellen Logik lässt die Tiefe und Komplexität der Welten des Elements, der Pflanzen, der Tiere und der Energie einschüchternd wirken, da sie trotz der Verhöre durch die moderne Wissenschaft nicht auf Vernunft oder auf statische Kategorien reduzierbar sind. Es liegt sehr im Interesse derjenigen, die Macht über andere (Menschen oder nicht) erlangen wollen, uns weiter mit ihrer Kultur zu indoktrinieren, in der die chaotische Majestät des Planeten beinahe jegliche Bedeutung verloren hat und nur die Technologie Sinn macht, die das Leben für uns als Bilder, Produkte oder Dienstleistungen reinterpretiert.

III.

Wenn wir uns daher auf einige Vorgänge in dieser technologischen Gesellschaft als „Fortschritte“ beziehen, sprechen wir nicht von Entwicklungen und Maschinen die unumgänglich, nützlich oder neutral sind, wie sie gewöhnlich dargestellt werden. Sondern wir meinen die materielle Vertiefung einer spezifischen Ideologie – etwas, das der invasiven Ausbreitung einer Besatzungsarmee ähnelt. Wir könnten dies Besatzung nennen oder den Worten ihrer eigenen Propaganda folgend „Fortschritt“. Eine Ideologie, die die soziale Existenz bestimmt und unser Leben mit ihren Werten und Zwängen beeinflusst, uns an die Erde auf der wir leben unangepasst lässt und uns stattdessen vom Herrschaftssystem abhängig macht. Diese jahrhundertealte Ideologie verwendet Konzepte, die für die technologischen Formen der Periode spezifisch sind, die in unserer grundlegenden Vorstellung wie die Welt existiert hervortreten und in unserem Selbstbild eingepflanzt werden; der Zeitgeist der Ära, gewissermaßen. Das Herz = eine Uhr. Das Gehirn = ein Computer. Und jetzt, während wir weiter im kybernetischen Zeitalter voranschreiten, die Stadt = Organismus. In all diesen vergangenen oder aktuellen Fällen steht das Eindringen von Vorhersehbarkeit und Kontrolle in jede Sphäre, die durch Automation dominiert und kolonisiert werden kann, im Fokus – als unvermeidlich oder gar „natürlich“ verkauft unter dem zuvor genannten Deckmantel des „Fortschritts”.

Mit dem „Internet der Dinge“ spricht die Ideologie jetzt von jedem Teil des Lebens als eine Steckdose, die angezapft und zur Datengewinnung ausgebeutet werden soll – vorhersehbar und daher beherrschbar gemacht. Rob van Kranenburg bot vor einigen Jahren eine(eher beschränkte) Kritik und Analyse:

“Elektrizität war die tatsächliche Metapher, die der EU 1st Project Officer Jakub Wechjert gebrauchte. Er sprach von einer Vision der Zukunft in der unsere alltägliche Welt der Dinge und Orte von Datenverarbeitung „durchzogen“ und „erweitert“ sein wird. Informatik, Datenverarbeitung und Computer verschwinden in den Hintergrund und nehmen eine Rolle ähnlich der von Elektrizität heute ein – ein unsichtbares, durchdringendes Medium verteilt in unserer realen Welt. Im Gegenteil, was vor den Menschen erscheinen wird sind neue Gegenstände und erweiterte Räume die Aktivitäten auf natürliche, einfache und intuitive Wege unterstützen und verbessern“

Wir bezeugen einen Schritt in Richtung von durchdringender Informatik, da die Technologie in intelligente Kleidung und Wearables, smarte Umgebungen(die wissen wer und wo wir sind) und durchdringende Spiele verschwindet. Wir werden sehen wie sich Türen für einige öffnen, während sie sich für andere schließen. Mimikry und Tarnung wird Teil des Application Design werden. iPods werden Farben zeigen und Töne erzeugen, die mit deiner Umgebung korrespondieren. Vielleicht kommen sie mit einem „kill switch“, das beispielsweise automatisch die Lautstärke senkt wenn du in einem Zug bist. Mobiltelefone werden auch auf ihre Umgebung reagieren, sich ausschalten wenn sie bemerken, dass sie in einem Restaurant sind“

Milliarden winziger elektrischer Prothesen sollen konstant Informationen vergleichen, zuordnen und sie dann an andere Geräte in ihrer Umgebung oder an Datenbanken übertragen, in denen alles gesammelt und analysiert wird um mögliche Gründe für Benachrichtigung oder automatische Intervention zu ermitteln. Wir selbst sollen im Mittelpunkt dieser konstanten Beurteilung stehen – unsere Gewohnheiten, unsere Verbindungen, unsere Interessen, unser Verhalten. In der Präsentation, die Ruth Bergman (Direktor von HP Labs Israel) und Mike Shaw (HP Strategic Marketing) für die HP Discover Convergence in Barcelona vorbereiteten, um die tiefgreifenden Veränderungen (in denen sie entscheidende Akteure sind) zu verdeutlichen, lesen:

Stell dir vor, dein Mobiltelefon könnte deine Gesichtsausdrücke, den Ton deiner Stimme und die Muster deiner Gehirnströme erkennen. Es würde dann einen guten Eindruck davon haben wie du dich fühlst. Dann könnte es dies mit einem „Personal Big Data“-Informationsspeicher verbinden, den es über dich aufgebaut hat – wie du Information erhalten möchtest, wie du gerne arbeitest, wie du gerne reist und wie du gerne deine Freizeit verbringst“

Wie wäre es mit „Big Data“-Analyse um das ganze Transportsystem, die Polizei und die Umwelt einer Stadt mit 30 Millionen Menschen zu kontrollieren? Und wie wäre es mit einem großen Datensystem, das fähig ist deine weltweiten Marketingkampagnen für dich zu kontrollieren, die Preisgestaltung und die Packungsmischung bis auf den Stadtteil anzupassen, basierend auf Echtzeitanalyse von detaillierten strukturierten Daten und Social Media-Stimmung?“

(Vor dieser Convergence bewarb sich HP um den Auftrag ein Hauptversorger für Server und Speicheranlagen zu sein. Dieser waren sie bereits erfolgreich in den letzten Jahren sowohl dafür Überwachungssysteme an Syrien zu liefern, um Dissidenten ins Visier zu nehmen, als auch für ein „Friedliches Chongqing“ genanntes Projekt. Einen Plan grob 500.000 Kameras in der früheren chinesischen Hauptstadt zu installieren, der Proteste provozierte, weil er auf politische Aktivisten abzielte – als ob dies das einzig Besorgniserregende daran wäre. Dies wäre möglicherweise das größte einzelne Videoüberwachungsprojekt der Welt, das eine Fläche 25% größer als die von New York umfassen würde.)

Abweichungen zwischen deinen Handlungen, Bewegungen, Verbrauch etc. und deiner statistischen Norm würden in einem solchen Netzwerk ans Licht kommen – sogar noch mehr als in der gegenwärtigen Online-Kultur (Reisekarten, Kontaktlose/Elektronische Bezahlung, Mobiltelefonsignale, etc. miteinbezogen). Präventive Polizeioperationen, Techniken gegen Betrug, Racial Profiling und Überwachung von SozialhilfeempfängerInnen würden einen neue Tragweite bekommen. Wenn man wirklich versuchen würde, den digitalen Käfig zu verlassen, würde man auf sich aufmerksam machen, da ausgeklügelte Spyware (in einer Gestalt, die viele bereits als nützlich ansehen) jeden erreichbaren Aspekt unseres Lebens umfassen würde.

Wie einige Kritiker des kybernetischen Systems (einer anderen Tendenz) analysierten, haben sich beispielsweise die Online-Franchises bereits als höchst effektiv dabei erwiesen einen Grad von Ein-Weg-Transparenz im Leben vieler Menschen zu normalisieren und heimlich davon zu profitieren:

“Hinter der futuristischen Versprechung einer Welt von völlig verbundenen Menschen und Objekten, in der Autos, Kühlschränke, Uhren, Staubsauger und Dildos direkt miteinander und mit dem Internet verbunden sind, gibt es das was bereits hier ist; der Fakt, dass der am meisten polyvalente Sensor bereits in Betrieb ist: Ich. „Ich“ teile meinen Aufenthaltsort, meine Stimmung, meine Meinungen, meinen Bericht davon was ich heute gesehen habe und ob das beeindruckend oder beeindruckend banal war. Ich ging laufen, also teilte ich sofort meine Route, meine Zeit, meine Leistungsdaten und Selbsteinschätzung. Ich poste immer Fotos von meinen Urlauben, meinen Abenden, meinen Krawallen, meinen Kollegen, davon was ich essen werde und mit wem ich schlafen werde. Ich scheine nicht viel zu tun und trotzdem produziere ich einen beständigen Strom an Daten. Ob ich arbeite oder nicht, mein tägliches Leben, als ein Bestand von Informationen, bleibt völlig verwertbar.“

(Google Dégage)

IV.

Es war bisher ein Hauptproblem für die Aufseher, Wege zu entwickeln um die Daten jeder einzelnen Abfrage zu durchforsten und die relevanten Informationen zu isolieren, anstatt in einem Meer von Rohdaten zu ertrinken, wie es gegenwärtig oft der Fall ist (was folglich einigen von uns ermöglicht auszuweichen und Widerstand zu leisten, obwohl wir mit einem gigantischen Kontrollapparat konfrontiert sind). Um dieses Hindernis zu überwinden wird in der Tech-Welt im Moment sehr viel Energie aufgewendet – für das Programm um „Informatik fundamental neu zu gestalten um den enormen Datenfluss der Zukunft zu handhaben“, um das Fachpersonal bei HP Labs zu zitieren, von denen sich mehr als die Hälfte der Ingenieure dieser Aufgabe widmen. Einen Vorgeschmack darauf was dies bedeuten könnte stellt die preisgekrönte IBM-Vorhersagesoftware dar, die von „SouthWestOne“, ihrer Kollaboration mit den britischen Bullen- und Gemeindeautoritäten entwickelt und verwendet wird, um potentielle Diebe in Avon und Somerset zu kontrollieren. Oder jene, die das britische Justizministerium auf Verurteilte anwendet, die entlassen werden sollen. Während sie in Richtung der oben beschriebenen Vision arbeiten – für die in vielen Fällen die Technologie bereits im kleineren Maßstab existiert – sprechen HP und die anderen Hersteller offen darüber, wie Social Engineering, Verhaltenspsychologie und Verbrechensprävention mit dem Aufkommen von dem, was sie „cyberphysische Umgebung“ nennen, ineinandergreifen würde und über die Bürger, die dies produzieren würde.

Im Jahr 2014 veröffentlichte HP Labs eine ausführliche Studie, um Gesichtserkennungs- und Identifikationstechnologie zur „Aufsicht von in öffentlichen Bereichen, Schulen, Krankenhäusern, Arbeitsplätzen und Wohnhäusern installierten Kameras“ zu verbessern. Am gleichen Tag veröffentlichten sie eine weitere von ihnen mitverfasste Studie zur Anwendung von Algorithmen auf Social Network-Seiten um Beziehungen aufzuspüren, um Verhalten vorherzusagen, „um gegenseitigen Einfluss und gegenseitige Vorteile zwischen sozialen Handlungen und sozialen Bindungen auszunutzen“(Zitat aus der Zusammenfassung der Studie). Bei diesem Thema werden wir an die Medienberichte im Sommer 2014 darüber erinnert, dass Facebook die Pressemeldungen, die auf den Benutzerseiten auftauchten zugeschnitten hat und die Resultate in Onlineaktivität auswertete um mit Stimmungsinduktion durch ihre abscheuliche und alles durchdringende Seite zu experimentieren.

Der Straßenverkehr, von dem erwartet wird, dass er über die nächsten paar Jahrzehnte weiter zunehmen wird, ist ein weiteres Gebiet auf dem sich Mikromanagement von sozialer Kontrolle vertieft. Beamte der Europäischen Union haben in Betracht gezogen ein Gesetz zu erlassen, das vorschreibt, dass alle Autos, die auf den Markt kommen, einen eingebauten Mechanismus haben müssen, der es der Polizei erlaubt das Vehikel ferngesteuert zu stoppen. Es scheint jedoch die bevorzugte Option zu sein, unerwünschtes Verhalten zu verhindern, bevor es auftritt. Durch „Smart Roads“, von denen 400 Meilen im UK geplant sind, wie die A14 in England zwischen Felixstowe und Rugby. Sie sollen mit vielen Sensoren ausgerüstet sein – geregelt durch BT (British Telecom) Vermittlungsstellen – die den Verkehr durch Senden von Signalen an und von Mobiltelefonen in sich bewegenden Vehikeln überwachen und daher einem zentral-kontrollierten Verkehrssystem ermöglichen, Routen umzulenken oder ihre Geschwindigkeit zu steuern (im Fall von neuen Vehikeln potentiell durch Außerkraftsetzung der Bedienungselemente). Selbstverständlich sind viele Autos bereits standardmäßig mit Global Positioning System (GPS) ausgestattet, was den Ford Geschäftsführer Jim Farley veranlasste zu prahlen: „wir kennen jeden, der (während dem Fahren) das Gesetz bricht, wir wissen wann sie es tun.“

An anderer Stelle kann man in den Medien über die Tatsache lesen, dass „dank Sensoren und Internetverbindung die banalsten Alltagsgegenstände enorme Macht erworben haben, Verhalten zu regulieren. Sogar öffentliche Toiletten sind reif für sensoren-basierte Optimierung: der „Safeguard Germ Alarm“, ein smarter Seifenspender der von Procter & Gamble entwickelt wurde und in einigen öffentlichen WC`s auf den Phillipinen eingesetzt wird, hat Sensoren, die die Türen von jeder Kabine überwachen. Wenn du die Kabine verlässt beginnt der Alarm zu läuten – und kann nur durch Drücken des Seifenspende-Knopfes gestoppt werden. In diesem Kontext betrachtet wirkt Googles neuester Plan, ihr Android Betriebssystem zu Smart Watches, Smart Cars, smarten Thermostaten und man könnte vermuten smart-everything voranzutreiben, eher unheilvoll. Google wird der Mittelmann sein zwischen dir und deinem Kühlschrank, dir und deinem Auto, dir und deinem Mülleimer und der National Security Agency erlauben ihre Datensucht massenhaft und durch ein einziges Fenster zu befriedigen.“

Tatsächlich ist das schleichende Zusammenziehen der elektronischen Ketten nichts futuristisches, sondern wir sind ihm schon eine Weile ausgesetzt. Ein vorliegender Fall wäre die Einführung von Radio-Frequency Identification Chips(RFID, kleiner als ein Sandkorn, entworfen um Information über das Umfeld wie Feuchtigkeit, Gewicht, Temperatur weiterzugeben und um jederzeit von bestimmten Scannern lokalisierbar zu sein) in ausgewählte Dinge im Vertrieb – von Fußballtickets oder Zugangskarten zu Hotelzimmern, Titeln in Buchläden, Kleidung von bekannten Marken, Regierungsdokumenten, Kinder-Pässen für einige Schulen bis hin zu einzelnen Stücken Fleisch auf dem norwegischen Markt. HP waren unter den Ersten, die bekannt dafür waren RFID in ihre Produkte (in Drucker von ihrer Fabrik in Brasilien) einzubauen, um Dinge ausfindig zu machen und zu verfolgen, während sie sich durch die Lieferkette bewegten, und gewannen zu dieser Zeit tatsächlich einen Preis dafür. Rob van Kranenburg erklärt weiter:

Da RFID „Pull“-Technologie ist – der RFID-Leser gibt Energie ab, so dass der passive Tag seine einzigartige Nummer gibt (sagt Hallo, hier bin ich) – macht das EPC Global Network Layout es möglich eine Flasche in deinem Zimmer zu verfolgen (vorausgesetzt es ist ein RFID-Leser in deiner Tür, im Stockwerk, im Gebäude) durch eine simple Netzwerkrückfrage durch die Eingabe der einzigartigen ID-Nummer (verfügbar über den Vertrieb), da die ID der Flasche in der lokalen Datenbank (deinem Computer, Arbeitsserver, Bürogebäudenetzwerk) eingeloggt ist, das an das EPC Global Network gekoppelt ist. In dieser Datenbank wird durch eine Savant genannte RFID-Skriptsprache der Log des Gegenstandes zu einem Object Name Server (ONS) gesendet, wo er über das Netzwerk, beispielsweise von Tokyo aus, erreichbar ist“

Es gibt kein Vergessen, keinen Gedächtnisverlust im digitalen Territorium. In einer Welt, in der eine Schicht von digitaler Konnektivität auf alle analogen Dinge programmiert wurde. Folglich solltest du nicht sagen: „Ich mache nichts falsches, also warum sollte ich mir über smarte Kameras mit 3D Koordinaten die mein Gesicht lesen, oder diese RFID/M2M/NFC-Infrastruktur Sorgen machen? Nein, du solltest dir Sorgen darüber machen, was in drei Jahren als falsch gelten wird, da von dem Moment an, ab dem der Echtbetrieb aufgenommen wird, jede Bewegung (ungeachtet ob von Mensch, Maschine oder Tier) aufgezeichnet, gelagert und zur Datengewinnung ausgebeutet wird.“

Auch sind solche Fortschritte nicht auf den globalen Norden beschränkt:

Im Jahr 2000 lebten 47 Prozent der Weltbevölkerung in Städten. 2030 werden 60 Prozent der Weltbevölkerung in einer urbanen Umwelt leben. Der Anstieg wird in weniger entwickelten [sic!] Ländern stattfinden, vor allem im küstennahen Südasien. Mehr als 58 Städte werden Einwohnerschaften von mehr als fünf Millionen Menschen aufweisen. Eine dieser zuvor genannten Städte ist Songdo City, eine „Ambient City“ in der alle „Informationssysteme (residentielle, medizinische, geschäftliche, staatliche, etc.) Daten teilen und Computer in die Häuser, Straßen und Bürogebäude eingebaut werden“. Die Stadt selbst wird einen digitalen Lebensweise veranschaulichen, das „U-life“. Das ist eine Stadt der Kontrolle“

In Karachi, der Population nach die zweitgrößte Stadt der Welt, mit über der Hälfte der zwanzig Millionen Menschen in Slums, herrschen Gesichtserkennungs- und Kennzeichenerfassungskameras souverän auf den Autobahnen“

Auf der Gefängnisinsel Britannien, dem globalen Fackelträger für alle Arten von Überwachung und Verfolgung, wurde bereits vor einem Jahrzehnt begonnen einige Arbeiter in Lagerhallen, die bekannte Handelsunternehmen versorgen, mit tragbaren Chips auszustatten, um ihre Bewegungen zu verfolgen und ihnen Anweisungen zu geben. Wieder einmal handelt es sich dabei um eine Arbeitsplatztechnologie, die nicht die Last für jene erleichtert, die sie gefangen hält, sondern dazu dient die entmenschlichende Auspressung auf höhere Produktivitätsstufen zu heben. Nicht zuletzt durch die Verhinderung von unerlaubten Pausen, das Schikanieren derjenigen, die länger brauchten um eine Arbeit abzuschließen als vom Computer kalkulierte wurde und die Reduktion des Diebstahls von Waren – die oft ebenfalls getagged werden. Die Arbeiter in solchen massentierhaltungsartigen Einheiten wurden durch dieses gepriesene „Verschwinden des Verschwindens“ („wo der Angestellte nichts tun kann, ohne dass die Maschine davon weiß“) weiter auf industrielle Automaten reduziert. Wir werden an John Zerzans Beobachtung erinnert:

““The future belongs to the fast“[HP Werbung]. Nun, ich würde sagen tatsächlich gehört sie der Maschine; und je schneller sie wird, desto schneller muss man arbeiten“

Zum Zeitpunkt der Einführung dieser Überwachungschips wurde vorhergesagt, dass RFID über Nacht eine weltverändernde Technologie werden würde. Allerdings erlebte sie trotz all ihrer derzeitigen Anwendungen in Handel, Logistik, Pharmazie und anderen Bereichen (und offensichtlich albtraumhaftem Potential für mehr), zu dieser Zeit keinen so starken Aufschwung, wie beispielsweise Social Media. Derzeit wird RFID-Herstellern postuliert, mit dem Internet der Dinge ihren großen Moment zu erleben, da RFID eine entscheidende Komponente der angedachten „Big Data“-Systeme darstellen. Und die Hersteller drängen weltweit Gewerbe und Regierungen zu weiteren Einführungen. Der multinationale Disney-Konzern ist nur einer der gerade demonstriert, „dass RFID Tags billig und unaufdringlich verwendet werden können, um festzulegen wie Menschen ihre Alltagsgegenstände verwenden und mit ihnen interagieren und so neue Arten interaktiver Spiele und smarter Wohn- und Arbeitsumgebungen ermöglichen, ebenso wie neue Methoden um die Einkaufsgewohnheiten von Konsumenten zu studieren. Disney Research zufolge stellten die Forscher fest, dass ihr System „IDSense“ es ihnen ermöglichte, gleichzeitig 20 Objekte in einem Raum zu verfolgen und auf vier Kategorien von Bewegungen mit 93 Prozent Genauigkeit zu schließen.“

Zusätzlich dazu, dass RFID zur Kontrolle und Überwachung des Zugangs zu gewissen Gebäuden, Datenbanken, etc. verwendet wird, erscheint es jetzt an Grenzübergängen, in Gefängnissen, unter der Haut von Menschen, die besorgt sind, sich zu verlaufen oder entführt zu werden – ebenso wie an einigen Orten um den Kopierer im Büro zu verwenden, um mit Mobile Apps via dem im Fleisch der Hand begrabenen Chip zu kommunizieren oder nur um körpergescanned zu werden, damit Getränke in einem Klub bezahlt werden können. Eine graduelle Hybridisierung zwischen Mensch und Informatischen/Robotischen Systemen ist im Gange – wenn nicht gar eine totale Substitution oder Eliminierung des Ersteren durch Letztere – die vielleicht (bis jetzt) am stärksten durch die steigende psychologische und physische Abhängigkeit von Internet und Mobiltelefon verkörpert wird. Einige begrüßen die Möglichkeit von in ihren Unterarm implantierten Smartphone-Steuerungen oder Computern, die wie Kontaktlinsen getragen werden und auf die Bewegungen der Augen reagieren. Wissenschaftsfanatiker haben Erfolg damit, Ratten mittels Implantaten und Gehirn-Maschine-Schnittstellen fernzusteuern und die unmögliche transhumanistische Fantasie den Menschen komplett mit der Technologie zu verschmelzen (zur kompletten Exklusion des Nicht-industriellen aus unserm Leben), beginnt vom sozialen Klima als weniger weit hergeholt beurteilt zu werden. Schließlich ist dies die Richtung der technologischen Kultur.

“Du kommst in der Nacht nach Hause. Dein Smart Home erkennt dich, passt automatisch Licht, Temperatur, Nebengeräusche an. Deine Haushaltsgegenstände plaudern untereinander. „Was geht?“, fragt dein Computer dein Mobiltelefon, deine Kamera, dein MP3-Player und alle deine smarten mobilen Geräte, die ihn mit den Daten des Tages versorgen. Dein smarter Kühlschrank erkennt, dass du das letzte Joghurt gegessen hast und bestellt sofort über das Internet mehr. Er bietet dir praktische Rezepte für deine Vorräte an. Deine Kinder sind zurück, aber du wusstest das bereits dank der Nachricht auf deinem Mobiltelefon, die du bekommen hast, als sie wie sie zu Hause ankamen ihre Schultaschen gescanned haben. Sie sind mit ihrem elektronischen Hasen beschäftigt der ihnen ein intelligentes, durch seinen RFID-Chip gescanntes, Buch vorliest. Ein Blick auf einen deiner Bildschirme beruhigt dich bezüglich deiner alten Mutter, die alleine lebt: die Sensoren, die ihr Smart Home schützen, melden nichts unübliches über ihren Blutdruck und ihren Medikamentenkonsum. Sie braucht keine Hilfe. Kurz, dein Leben entfaltet sich genau so, wie es sollte – ohne dich. Es ist solch ein Komfort“

(IBM & The Society of Constraint)

V.

Könnte man sagen, dass die gleiche Grenze zwischen öffentlich und privat – auch in der digitalen Sphäre und darüber hinaus existiert? Oder zwischen online und offline, wenn deine Besitztümer in kontinuierlicher Kommunikation miteinander, mit ihren Herstellern und den Autoritäten wären? Zwischen der Stadt und dem Land, wenn wir bereits jetzt immer und überall von in der Umwelt verteilten technologischen Verbindungen und ihren Verpflichtungen verfolgt sind? Zwischen in der Arbeit sein oder weit weg davon, wenn jede Interaktion oder Bewegung jetzt Informationen und folglich Kapital für Konzerne generiert? Zwischen Überwachungsmodulen und „Freiheit“?

Die Realität ist, dass wir bereits seit Generationen innerhalb von autoritärer Technologie leben. Jedoch stellt die gegenwärtige Konvergenz von Informationstechnologie, Kybernetik, Nanotechnologie, Neurowissenschaft und Biotechnologie mehr als nur eine Aufrüstung des industriellen Systems dar. Sie ist eine fundamentale Änderung in der Struktur von Macht als Herrschaft und auch der Möglichkeiten, sie zu bekämpfen.

Allerdings fügt sich diese Konvergenz in eine unverkennbare Abstammungslinie ein, die sich durch die Geschichte der Zivilisationen zieht: Die Prozesse der Zerstörung und Versklavung, die die Welt in Herrschende und Beherrschte teilten und Lebewesen und ganze Landstriche zu Kraftstoffressourcen zur Betreibung eines tödlichen Systems reduzierten. Der von allen zivilisierten Kulturen geteilte Todestrieb hat mindestens seit der industriellen Revolution und der Kolonisierung durch die mechanische Philosophie deutlicher denn je (innerhalb des jetzt dominierenden westlichen Projekts) einen Impuls geboren, das Lebendige, Wilde und Unkontrollierbare auf Routine, Kategorie und Einsperrung zu reduzieren. Gleichzeitig wird alles „außerhalb“ der technischen Artefakte der zivilisierten Gesellschaft (das was als „Natur“ bezeichnet wird) intellektuell schlicht als, aus toten Komponenten bestehende, „stehende Reserve“ definiert, die in Waren und in den so energisch überproduzierten Müll verwandelt auf ihre Konsumption wartet. Zumindest können wir, wenn unsere Lebensqualität degradiert wird, von der seit langer Zeit industrialisierten Welt noch mehr konsumieren (mehr verarbeitetes Leben, Landschaften und Körper anderer ausgebeuteter Wesen) und an dieser vergifteten Überfülle krepieren.

17Nach Jahrhunderten dieses Vergegenständlichungsprozesses verspricht die Nano-Biotechnologie uns einen Schritt weiter zu bringen: In einen „Post-Ökologie“-Zustands, in dem remodellierte Duplikate von biologischen Prozessen dieses unbeherrschbare, unvorhersehbare „Außerhalb“ , das unsere konzeptuelle Akrobatik für uns unverständlich gemacht hat, verdrängen und ersetzen werden – als ob die Erde nur eine Software-Plattform zum Rekonstruieren wäre. Anstatt Umweltzyklen und Umweltflüsse einfach zu unterbrechen und zu zerstören, wie sie es bisher immer getan hat, verspricht die Techno-Wissenschaft, diese gleichen Phänomene (jetzt zynisch als „Ecosystem Services“ bezeichnet) zu instrumentalisieren, in der Hoffnung sie zu „verbessern“. Aber dies ändert nichts an der Tatsache, dass sie immer noch Schuld ist an der gleichen Plünderung und Vergiftung, von der sie abhängig ist, um ihre Basiskomponenten zu erhalten. Hinter all dem Geschwätz über künstliche Intelligenz und Instrumente, die angeblich unsere Emotionen, Körperfunktionen und Intentionen verstehen können, steht die unbeschreibliche Wahnvorstellung einer Realität, die auf das von Maschinen (oder Menschen, die begonnen haben in ihren Begriffen zu denken) Messbare begrenzt ist. Es ist eine Sichtweise auf die Realität, in der alles zugunsten von Quantität objektifiziert und von subjektiver Qualität entleert wird und als ein Klon in einer Monokultur, eine Ziffer in einem Binärcode erscheint.

Da das Internet der Dinge ausdrücklich durch ein Regime der Instrumentalisierung definiert ist, sollten wir uns in Erinnerung rufen, was genau Instrumentalisierung ist. Es ist die Verwandlung von sogenannten „Dingen“ in Instrumente zu weiteren Zwecken. Wenn etwas instrumentalisiert wird, wird es von Natur aus entwertet und als eine Sache behandelt, die für nichts weiter als eine bestimmte instrumentalisierende Aktivität verwendet wird. Zu einem großen Teil ist dies, worauf Arbeit in der zivilisierten Welt basiert und diese Instrumentalisierung nimmt jetzt Überhand – wir instrumentalisieren alles, die Dinge hören auf einen Wert zu haben und werden stattdessen schlicht als Instrumente betrachtet. Letztendlich zerstört diese Invasion und Statistisierung jede Würde, die die nicht-menschliche Welt für uns haben könnte. Heute haben sich die Zyklen der zügellosen Massenkonsumption der industriellen Welt festgesetzt, da wir alles das uns umgibt herstellen und wiederherstellen und zerstören und konsumieren. Jede soziale oder spirituelle Bedeutung unserer einst lebendigen Umwelt (die in vielen anderen Kulturen als ein Wert an sich geehrt und vor der abscheulichen Ausbeutung geschützt wird, die von ihnen als der Wahnsinn angesehen wird, den sie darstellt) zerbröckelt unter dem Gewicht der Distanz, die wir durch Quantifizierung zwischen uns und der Welt entwickeln. Weil wir von der Vorstellung der „Welt als Zuhause“, durch gewaltsame Einzäunung und Domestizierung durch lange vergangene Imperien und Priester getrennt wurden, ist die Erde heute etwas, das wir für gewöhnlich quantifizieren und messen und selten aus eigener Erfahrung auf eine qualitative Art schätzen.

Dies wurde von David Kidner wie folgt beschrieben:

Der Verlust von Struktur der auftritt, wenn wir die natürliche Welt nach den Bedingungen abstrakter Kategorien definieren, hat etwas mit der Vernichtung von Einzigartigkeit und bioregionalen Besonderheiten zu tun: eine Kaskadenlilie ist eine Kaskadenlilie, ein Fluss ist ein Fluss, und wenn man einmal einen Mammutbaum gesehen hat, hat man sie alle gesehen. Genau wie Beethovens Symphonie in Rahmen von Lautstärke, Tonhöhe und Dauer zusammengefasst werden kann, kann die Welt im Rahmen von Kubikzentimeter oder Kubikmeter pro Sekunde quantifiziert werden – Charakteristiken die allzu einfach als fundamental definierende Attribute erscheinen. Und auf Grund dessen ist die „Subsumption des Partikularen unter das Universelle“ historisch, mit einer bestimmten instrumentellen Sichtweise verflochten, die weitestgehend als „Realität“ akzeptiert wird. Sinnliche und ästhetische Charakteristiken wie Geruch, Textur oder Verbindung zum Kontext haben in dieser instrumentellen Sichtweise geringen Stellenwert, werden zu trivialem Bewusstsein ohne praktische Bedeutung. Während die Reduktion der Bedeutung auf Beethoven angewendet offensichtlich ist, ist dies bei der natürlichen Welt weniger der Fall, da wir seit der Kindheit trainiert wurden, die Welt durch die Linsen des Industrialismus zu betrachten. Diese Reduktion der Bedeutung ist für den Prozess der Kolonisierung in vielen seiner Formen sehr charakteristisch.“

Der Wunsch ist es, eine neuverpackte Variante des alten materialistischen Zieles zu erreichen, die „mechanischen Künste“ auf die Biosphäre anzuwenden, den „Schwanz der Natur so zu verdrehen“, dass sie „ihre Geheimnisse näher verrät“ (wie dies der imperiale Patriarch der reduktionistischen Wissenschaft Francis Bacon empfahl, als er seine Methodologie mit der weitverbreiteten Folter von Frauen und Gender-NonkonformistInnen, die der Hexerei beschuldigt wurden verglich; ein expliziter Diskurs der sich in den Reden der Nobelpreisträger des späten 20. Jahrhunderts fortsetzte). Schon tauchen wir auf unserem Kurs nach vermeintlichem Verständnis in die schlimmste – und potentiell fatale – Ignoranz ein. Während das wilde Leben immer in Bewegung ist, komplex und divers, drängt die herrschende Ideologie dagegen. Die technologische Mentalität der industriellen Ära könnte mehr als eine Verzückung als eine „Aufklärung“ gesehen werden; eine Fixierung oder ein induzierter Bewusstseinszustand, dem wir unsere Neigung, Erde, Luft, Wasser und andere Lebensnotwendigkeiten zu ruinieren, zuordnen können. Jede Kultur(von der wir selbst wissen), die der industriellen Moderne vorausging oder mit ihr unbehaglich koexistiert, hatte oder hat „eine größere Vision des Universums, unseres Platzes und unseres Wirkens an ihm, eine Vision, die sich zu überirdischen Regionen des Raumes und zu den inneren Tiefen des Menschen auf eine Weise ausdehnt, die die Parameter unserer Welt der technologischen Gefangenschaft weit übersteigt“ (Thomas Berry). Was sie sich davon erhoffen, die tiefen, verflochtenen Rhythmen, die das Leben auf der Erde stützen, mit dem grotesken Ziel sie irgendwie smarter (oder eher kompatibler mit der Zivilisation) zu machen, digital aufzuzeichnen und sie dann mit einer Vielzahl von Computern in Nanogröße zu besetzten, ist, die Welt starrer und standardisierter zu machen.

Aber nur Dinge, die in Zahlen beschrieben, quantifiziert werden können, erlauben Standardisierung und Leben ist nicht nur Information, die dafür bestimmt ist, sich in ihren widerwärtigen Datenbanken anzusammeln. Die Überheblichkeit zu glauben, eine Wolke wegen ihrem Feuchtigkeitsgehalt oder ein Versuchstier auf Grund seiner Testresultate zu „kennen“ oder die Fröhlichkeit eines Angestellten an seiner produktiven Leistung zu erkennen, ist nicht nur ein Fehler, sondern eine kulturelle Krankheit. Wenn wir jeden Einzelnen von uns nicht als eine sich verändernde Interaktion eines Netzes von eigenwilligen, dennoch miteinander verbundenen Lebewesen, Landschaften und Energien verstehen, wenn wir nicht davon wegkommen können sowohl die nicht-menschliche Welt als auch die wilden Verbindungsstränge, die durch uns verlaufen, als etwas externes, als die missratene und flatterhafte Hexe, die mannhaft unterworfen und verhört werden muss, zu betrachten, wird uns die Essenz dessen, was uns in diese verzweifelte Lage von Klimakrise und sozialer Sklaverei gebracht hat, weiterhin entgehen.

Die extreme Gefahr mit der wir jetzt konfrontiert sind ist, dass technologische Opiate die Unzufriedenheit oder die Empfindung der Sinnlosigkeit des Systems vieler Menschen genau in dem Moment ausgleichen, an dem lange bestehende Sicherheiten um sie herum zu zerfallen beginnen (Die Gültigkeit des demokratischen Prozesses, die Existenz des Sozialstaats, die Legitimität der politischen Autoritäten, vielleicht sogar das Konzept des endlosen Wachstums), während wir von den Rauch ausspeienden Türmen des traditionellen Industrialismus (die nur im Ausland und hinter den Kulissen anwachsen) in die „saubere“, hochtechnologische, neugestaltete Sterilität unserer verblendeten virtuellen Realitäten hineingeführt werden. (Initiativen sind reichlich vorhanden, die, wie die Kollaboration Ideas Lab von HP, STMicroelectronics und France Telecom, an der Jahrtausendwende gestartet wurden, um die Akzeptanz von Smarter Planet-Technologien mit Hilfe von Creative Designern und Sozialwissenschaftern zu propagieren.) So dass wir alle monoton weiterproduzieren und konsumieren um eine Elite zu bereichern, uns während die Welt brennt, unseren Gadgets und Interfaces zuwenden und nur durch unsere Camera-Phones nach draußen starrend, die soziale, ökologische und existentielle Krise in den Hintergrund verbannen.

Und sollten wir Widerstand leisten sind wir gezwungen, den gleichen Apparaten zu begegnen, die auf uns gerichtet sind. Wie würden die Versammlungen des sogenannten „Arabischen Frühlings“ oder die Occupy-Phänomene (trotz ihrer offensichtlichen Beschränktheit) in einer Smart City aussehen? Es erscheint wie eine beinahe poetische Verknüpfung von Kontrolle des Wilden in den menschlichen und nicht-menschlichen Bereichen, dass SouthWestOne sowohl eine Arbortrack-Datenbank anbietet, in der alle ausgewachsenen Bäume in einem bestimmten Gebiet katalogisiert und aufgezeichnet werden, als auch das Police Resourcing Unit, das dazu dient Techniken der Massenkontrolle beim Glastonbury Festival, Karnevals, Fußballspielen, königlichen Besuchen und für das Planen von Operationen bei „unerwarteten polizeilichen Vorkommnissen“ zB. „Krawallen“ (ihre Worte, nicht unsere) zu verfeinern. Wie weit sind wir auf einer tieferen Ebene betrachtet tatsächlich noch von der berüchtigten Dystopie Aldous Huxleys entfernt, wenn die technokratische Kontrolle buchstäblich in uns hinein reicht? Wenn beispielsweise der verschluckbare Proteus Computer Sensor, der bereits beobachtet wie einige Patienten ihre Medikamente einnehmen, eine Abnormalität melden und Reaktionen(äußerlich oder innerlich) auslösen kann bis ein unkooperatives Subjekt gezwungen wurde seine Medikation zu nehmen, um es aufzuheitern oder zu beruhigen? (Wenn das unrealistisch erscheint, bedenke man die ansteigende „Medikalisierung“ und Individualisierung von Rebellion, wie durch die Diagnose von Oppositional Defiant Disorder oder ähnlichem, oder sogar von denjenigen mit „Risiko“ zur Radikalisierung und die psychiatrische Erpressung vieler unserer reuelosen Gefährten, wie z. B. Marco Camenisch, in Gefängnissen auf der ganzen Welt.)

Die Großkonzerne der technologischen Industrie üben bereits enorme Macht, größer als die vieler Regierungen, aus – Macht jenseits ihres finanziellen Kapitals. Im Vergleich dazu werden die Anwendungen, zu denen die meisten der ausgebeuteten Konsumentenklassen die neuen Technologien verwenden werden können, diejenigen sein, die ihre Rolle als solche bestätigen, trotz der revolutionären Behauptungen der MarxistInnen und der kapitalistischen TechnokratInnen. Es könnte uns bald möglich sein, unsere eigenen Geräte zu verwenden, um die RFID-Chips auf unseren Einkäufen oder unserer Kleidung zu lesen, aber dies ist keineswegs vergleichbar mit der Macht, die die Technokraten haben, die ganze Stadtbilder überwachen. Wie bei den meisten Technologien sind die Machtungleichgewichte von Anfang an inhärent. Die Systeme, um unsere Umgebungen flexibler und anpassungsfähiger zu machen, haben das einzige Ziel uns zweckdienlicher für das System zu machen. Wenn sie einige unserer unwesentlichen (oder uns eingeschärften) Bedürfnisse begünstigen, geschieht dies nur, weil diese Gesellschaftsordnung annimmt, davon zu profitieren. Das „Internet der Dinge“ verspricht, uns zu bedienen und zu leiten wie einsame, vor der Gemeinschaft des Lebens unter Quarantäne gestellte, Maschinen, zurückgelassen mit der Fähigkeit und Verantwortung Knöpfe einer vorbestimmten Auswahl zu drücken, um an dieser Gesellschaft teilzunehmen und sie zu reproduzieren.

VI.

John Manley von HP Labs Bristol, der zuvor bereits erwähnt wurde, stellt sich vor, dass man eines Tages „ein mit Sensoren ausgestattetes Mobiltelefon über einem Teller mit Essen schwenken könnte, um zu „riechen“, ob eine der Zutaten schlecht geworden ist.“ Dieses Beispiel verrät die höchst triviale Natur von so vielen der Funktionen, die der Mehrheit angeboten werden, die schlicht ersetzen wozu Menschen bereits für tausende und Millionen von Jahren mit grundlegender Körperwahrnehmung imstande waren. Es sind diese Körperwahrnehmung, die lebendigen Kräfte von Erfahrung und die Wechselwirkung, die sie ermöglichen, die heute angegriffen werden. Es lohnt sich das generalisierte Deskilling, das das Ergebnis sein wird, detaillierter zu betrachten. Nochmal Rob van Kranenburg:

“Denk ein Jahrzehnt oder so zurück. Hast du nicht Autos auf dem Gehsteig gesehen und Männer (hauptsächlich) die versuchten sie zu reparieren? Wo sind sie jetzt? Sie sind in professionellen Garagen, da sie alle mit Software laufen. Die Männer können das nicht reparieren. Beziehe dies jetzt auf dein Zuhause, die Straßen auf denen du gehst und fährst, die Städte in denen du umherziehst, die Büros in denen du arbeitest. Kannst du dir vorstellen, sie würden eines Tages einfach nicht funktionieren? Sich nicht öffnen, schließen, Wärme, Luft geben?“

Wenn du als Bürger nicht mehr länger dein Auto reparieren kannst, weil es Softwarebetrieben ist – was ein recht neues Phänomen ist – dann hast du deine Fähigkeit verloren, dein eigenes Auto zu reparieren, dann hast du den Glauben an eine Situation verloren, in der es keine professionellen Garagen, keine pünktliche Logistik, gibt.“

Bürger werden sich irgendwann nicht mehr darüber bewusst sein, was sie an persönlicher Handlungsfähigkeit verloren haben. Wir werden uns vor jeder Art von Aktion sehr fürchten und vielleicht auch vor der Vorstellung von Veränderung, Innovation – allem widerstehend, das wie ein Rückschritt, ein Verlust, ein Verlust von Funktionalität, Verbindungsfähigkeit aussieht, genau den Dingen von denen gedacht wird, dass sie uns menschlich machen. Da solche Umgebungsintelligenz die ultimative Form der Auslagerung der menschlichen Erinnerung ist …., übt es einen Reiz auf uns aus, der über rationale Motive und soziokulturelle Gründe hinaus geht, sich selbst als Daten in die Umgebung zu verteilen. Wir wollen sicher sein. Sicherheit als die vorgegebene Position und uns dann frei fühlen. Wow. Kann das sein? Umgebungsintelligenz macht diese Versprechung. Aber kann sie sie tatsäch23lich einhalten? Wer wird nur im praktischen Rahmen für die Stabilität dieser Umgebungen bezahlen, wenn die Ölpreise auf 300$ oder mehr steigen? Wenn der Klimawandel Überflutungen von großen Gebieten verursacht? Wenn Millionen hungriger Menschen beginnen über die Mauern der Festung Europa zu klettern?“

Können wir nicht selbst von unserem vermindertem Blickwinkel – dem Blickwinkel der seit Generationen in der Zelle des gegenwärtigen Lebensstils Gefangenen – sehen, was wir verlieren würden in einer Welt, in der Technologien automatisch unsere Vorratsschränke überprüfen, bevor sie autonom Online-Bestellungen aufgeben, mit unserem Zahnarzt kommunizieren während wir Zähne putzen, im Grunde den angeblich unzuverlässigen Menschen aus dem Kreislauf nehmen? Und was bereits auf diesem Marsch aufgegeben wurde wenn Viele jetzt komplexe Technologien „brauchen“, um mittels digitaler Aufzeichnung, durch ihre unmittelbare Umgebung zu navigieren, um ihre soziale Aktivität durch das versenden von Nachrichten zu simulieren, ihre Emotionen durch Netflix zu mildern, ihren Herzschlag zu messen während sie trainieren, um sie daran zu erinnern, dass sie noch am Leben sind… Aber was für ein Leben…

Auf der Website Resistenze al Nanomondo wurde vor der EXPO2015, die diesen Mai in Mailand abgehalten wurde, eine kritische Analyse nur einiger Merkmale dieses Events (das technologische Forschungsinstitutionen, Unternehmen, Industrie, Zivilgesellschaft, Medien, etc. versammelte) veröffentlicht. In dieser kann man weiterführend detailliert über diesen Bruch mit dem Sinnlichen lesen:

“Jenseits der weit zwischen Pavillions von Nationalstaaten, multinationalen Konzernen oder internationalen Organisationen verteilten Restaurants, hat der Veranstaltungsort, der gewählt wurde, um dieses wissenschaftlich-sensorische Massenexperiment abzuhalten und die grundlegenden Elemente der technologisch-industriellen Ideologie zu legitimieren, einen Namen und eine präzise Position innerhalb des Events: der Future Food District. Es wird der „Supermarkt der Zukunft“, um diejenigen zu zitieren, die lange Zeit an diesem Projekt gearbeitet haben: COOP Italia, eine große Vertriebsmarke, die ihre Produktlieferanten mit Forschung über Nahrungsmittel, die mit ihrer Marke verkauft werden beauftragt; Boston`s Massachusetts Institue of Technology, seit Jahrzehnten der Forschung für den militärischen und industriellen Apparat verschrieben; Merieux NutriSciences, ein Konzern der auf Nahrungsmittel-Sicherheit und Forschung über sensorisches Marketing in Verbindung mit Konsumentenverhalten fokussiert ist.

Es wird ein Rahmen mit einem starken Fokus auf die Details sein, wo die Gedanken der Menschen, ihr Verhalten und ihre Entscheidungen beeinflusst durch das Design der Struktur und die sie durchdringenden Technologien, vorhersehbar und aufgezeichnet sein werden.

3D-Darstellung, Presseagenturen und Videos zeigen uns bereits was innerhalb dieses Future Food District geschehen wird: die Konsumenten (verfolgt in ihren Bewegungen und Entscheidungen) werden mit dem Einkaufen durch sogenannte „Augmented Reality“ experimentieren, durch etwas das mehr ist als biologische Sinne und gesammelte Information. Die Erfahrung einer durch elektronische Geräte wie Smartphones, Tablets, Handschuhe, Kopfhörer und Kameras manipulierten und vermittelten Umgebung. Alle Einkäufe werden mit den unvermeidlichen Kreditkarten oder Mobiltelefonen vorgenommen in Verbindung mit Bildschirmen und Robotern, die computerisierte Trolleys verwenden, die gebaut wurden um „Beziehungsbrücken“ zwischen Kunden/Klienten/Touristen zu schaffen, die Technologien verwenden, die uns an das RFID-Tagging innerhalb des weitreichenden Ozeans des „Internets der Dinge“ erinnern.

Die Verwendung der „Augmented Reality“ ist ein besonders gefährliches Phänomen, weil sie sich in die psychologischen und sensorischen Prozesse des Individuums einschleicht. Was auf den ersten Blick wie eine Ausweitung der normalen Erfahrung erscheinen mag ist in Wahrheit die Deprivation der individuellen Wahrnehmung jedes menschlichen Sinnes.

Individuelle Entscheidungen, gemacht durch unsere Sinne – oder von dem was von ihnen an Gefühlen, Gedanken und Reaktionen übrig ist nach der Einführung der industriellen, gefärbten und verpackten Produkten – werden nahezu ausgelöscht sein innerhalb des Augmented Reality Prozesses, um alle Aufmerksamkeit auf ein eingerahmtes, aus Pixeln, Anwendungen und generell technologisch vermittelten Repräsentationen der äußeren Welt gefilterten Bild zu lenken.

Ferner wird das Individuum durch Tablets und Smartphones die Erfahrung des Riechens, des Berührens, oder des Wahrnehmens echter Farben verlieren. Die durch elektronische Geräte vermittelte Erfahrung wird durch Psychologie- und Marketingexperten editiert, die in den Werbedepartments der Unternehmen zusammenarbeiten. Das ist die Beschreibung der durch technologische Prozesse dargestellten Erfahrung, nicht direkte Realität. Ein Bild das gegeben ist ohne jede Chance des letztlichen Anwenders, es zu überprüfen oder zu hinterfragen, weil der Informationsfluss zwischen den zwei Geräten, der Input-Output Prozess von gesendeten-empfangenen Daten von den Konzernen selbst vorherbestimmt ist.

Also haben wir den gleichen Akt der Auswahl, der seit der Geburt von Nahrungsmitteln als Supermarktware gemacht wird: So wie einige Produkte als unökonomisch evaluiert, ungeeignet für die Regale weggeschmissen oder für den unteren Markt abgesondert werden, wird die Information, die von Herstellern als negativ für den Verkauf eines Produktes oder für seine Repräsentation auf dem Markt evaluiert wird, vom Datenfluss durch diese Geräte ausgeschlossen“

All das war nur ein Teil des gesamten EXPO2015, innerhalb ihres ehrgeizigen breiteren Themas „Feeding the Planet, Energy for Life“. Dieses Event ist in Wahrheit nichts anderes, als auf die beliebten Unternehmen der Welt abgestimmte Werbeplätze. Natürlich braucht diese „Augmented Reality“, der Regel folgend dass neue technische Bestrebungen unter idealisierten Bedingungen von denen eingeführt werden, die sehr viel zu gewinnen haben, die Anwesenheit ihrer Verkaufsperson. Dies erinnert an die 1939-1940 stattfindende Weltausstellung in New York, als die amerikanische Industrie eine nahe Zukunft des Transports mit individuellen Jet-Packs, Auslöschung von Krankheiten, das Verschwinden aller Slums und Plagen in den Städten, die Eliminierung der Plackerei durch Computer und Automatisierung, die uns so für die Verfolgung „höherer Ziele“ befreien würden, versprach… Die Einzelheiten davon traten offensichtlich nicht in Erscheinung, eher ging und geht die verfolgte Tendenz stark in Richtung Kontrolle und nicht in Richtung Emanzipation, und die modernen Äquivalente folgen mit der gleichen wohltätigen Fassade (allerdings anscheinend überzeugt, mit eher wenigeren und individualisierteren Versprechungen die heutigen Technologie-Süchtigen für sich gewinnen zu können) exakt der gleichen Logik und den gleichen Interessen. Zusätzlich kann die EXPO in Mailand (genau wie die HP Discover in Barcelona, wie die San Francisco Bay Area, wie Seattle…) im Licht der laufenden Gentrifizierung dieser Städte unter anderem durch die Präsenz der Hochtechnologiesektoren, betrachtet werden:

“Dieses Miniaturmodell einer den Maschinen unterworfenen Welt und eines brutalisierten täglichen Lebens, genannt Future Food District, trifft ein weiteres wichtiges Ziel, auf das die Organisatoren wie die institutionellen und kommerziellen Partner der EXPO2015, ins Auge gefasst wird: es ist ein fundamentales Element für die Wirtschaftspolitik der Stadt Mailand und der lombardischen Regionalregierung, eine Abschussrampe für das Modell der „Smart City“, die sie während der nächsten Tourismusausstellungen verkaufen wollen, ein Ort an dem es möglich sein wird die „Augmented Reality“ zu erfahren und zu praktizieren. Das Resultat wird eine für den Tourismus modellierte Stadt sein, eine für flüchtige Erfahrungen konzipierte urbane Region, die durch durch durchdringende Technologie und eine für die Grundbedürfnisse der informatischen Kommunikation organisierten Umgebung vermittelt werden.

All das ist besonders unangenehm für diejenigen, die sich der Konsequenzen bewusst sind, die die Anwendung dieses Haufens von Technologie auf das Leben und die Umwelt mit sich bringt: Mehr Macht für die Konzerne und Lobbys, die konstant die institutionelle Politik ansprechen und den Puffer zwischen öffentlich und privat regulieren; mehr Delegation an einen aus selbst ernannten „Experten“ wie Wissenschaftlern, Geschäftsmännern und Teilhabern bestehenden, sozialen Körper, Abbau von anderen Formen von Wissen und Freiheit; mehr Ausbeutung des Lebens in all seinen Formen, entsprechend einer Vorstellung der Wissenschaft als neutral und im Dienste des Fortschritts, als nichts als ein Gegenstand des Experiments betrachtet; mehr Legitimität für Forschung, Abbau, Produktion und den Trend ihre Reichweite von unserer täglichen Mahlzeit in unserem Zuhause auf intakte unzivilisierte Gebiete, noch wildes Land und Meere auszudehnen“

(Es sollte erwähnt werden, dass die Wahrnehmung der EXPO2015 in Mailand durch Krawalle und Zerstörung durch die Gegendemonstration am 1.Mai gekennzeichnet war. Zusätzlich zu denjenigen mit italienischer Nationalität, denen die Teilnahme an den aufrührerischen Zusammenstößen vorgeworfen wird, ist auch ein Auslieferungsprozess gegen fünf Beschuldigte aus Griechenland im Gange.)

VII.

Wenn schon die Anwendungen von Hochtechnologie im Future Food District unbedeutend und vielleicht ein wenig fern von dem erscheinen, was wir auf einer alltäglicheren Ebene erleben, kann man sich sicher sein, dass die Militärs der Welt seit Jahren mit viel komplexeren und stärkeren Versionen von den Dingen spielen, die dann sobald sie für die Kommerzialisierung wiederverpackt wurden, auf den zivilen Markt durchsickern (Mikrowellen, das Internet selbst und auch Nanotechnologie, die seit ihren frühen Stadien für Raketensysteme verlangt wurde, sind nur einige Beispiele dieses durch das gesamte 20. Jahrhundert hindurch wiederholten Musters). Die bewaffneten Kräfte waren fast immer die Ersten, die in expansionistischen Kulturen von technologischem Kapital profitierten. Auch in diesem Bereich schleudern die gleichen Unternehmen Innovationen hinaus: HP war über die Jahre unter den erfolgreichsten Auftragnehmern für Waffen und andere Militärdienste für das Pentagon (und tatsächlich der Welt) und ist seit 2006 das Unternehmen mit den höchsten Investitionen in Hochtechnologie für Israels Polizei und Militär. Lasst uns besonders Dinge wie die biometrische ID-Karte und das BASEL Checkpoint Apartheid System von globaler Niederträchtigkeit erwähnen. Das gemeinsame Projekt von HP Labs und der US-Army eignet sich gut um eine weitere klare Verbindung zwischen dem Smarter-Planet-Modell und seiner camouflage-grünen Version aufzuzeigen. Ziel dieses Projekts ist die Herstellung eines flexiblen Armband-Minicomputers, der um den Deal zu versüßen als etwas angekündigt wurde, das möglicherweise irgendwie, irgendwann in der Zukunft von KrankenhauspatientInnen verwendet werden könnte… Wer immer noch am Ernst der Lage zweifelt, möge sich die Erfolgsbilanz ansehen – es ist klar, was davon zu erwarten ist, es ihren Entwicklung zu erlauben, sich auszubreiten.

Bei der NATO Armed Forces Communications and Electronics Association Konferenz, die diesen Sommer in Madrid stattfand, erstreckte sich das Thema „Internet der Dinge“ über alle drei Tage. Tony Boyle, der Direktor der Global Services Market Developement and Partnering Abteilung von British Telecom erkannte scharfsinnig die Beziehung zwischen Militär und Großkapital. In seinem Report über die Konferenz äußerte er, dass sein Unternehmen „Fähigkeiten zum Schutz von kritischen Elementen des Verteidigungs- und Sicherheitsapparates des Vereinigten Königreiches auf nationaler Ebene wie auch in Übersee zur Verfügung stellt. Das bedeutet, dass wir auch Unternehmen auf dem ganzen Globus schützen“ (Neben der Verwendung von RFID, um in Großbritannien einige Pakete zu verfolgen, die mit der Post verschickt werden, überwachen sie auch vor Ort „Güter“ für britische Militärbasen). Als er die Grundsatzpräsentation über die Anwendung des „Internets der Dinge“ im Gefechtsraum hielt, und die Wichtigkeit von Cloud Computing und vorhersagender Analyse im Militärbereich anpries, lud er zur Defence and Security Equipment International (DSEI) 2015 Waffenmesse in London ein, wo BT mit einigen der „neuen Lösungen“ „angeben“ würden, an denen sie gearbeitet haben.

Heute, bei steigender Instabilität und während sich die Schlinge der Grenzen und Märkte zusammenzieht, übernimmt das Militär mehr polizeiliche Aufgaben denn je, und viele Sektionen der Polizei selbst werden immer mehr militarisiert. In diesem Kontext betrachtet liegt eine ernüchternde Qualität in der Idee einer Art brutaler Verbindungsunterbrechung, die in den Händen der Armee(oder anderen Autoritären) wäre, die die Kontrolle in einem Gebiet verschärfen will. Von einem Präzedenzfall wie dem bewussten Zielen auf Krankenhäuser oder andere zivile Infrastruktur während und nach dem ersten Irak-Krieg aus beurteilt, könnte eine Smart City (oder Gemeinde, oder Provinz) offensiv verwendet tödlicher sein als je zuvor.

Verglichen mit den technologischen Fortschritten der vergangenen Jahrhunderte sind diese neuen Experimente sehr schnell und können unsere Gesellschaft tiefgreifend transformieren. Außerdem werden sie nicht in geheimen, von Stacheldraht geschützten, Untergrundlaboratorien durchgeführt. Sicherlich existieren solche Laboratorien, aber sie sind nicht die einzigen. Die globale Herrschaft dezentralisiert ihre Todeskreationen in zahlreichen Forschungsstrukturen, seien sie privat oder öffentlich(Universitäten, nationale Forschungszentren, etc.). Es ist nicht eine einzige Struktur verantwortlich für die Realisierung tödlicher Waffen oder hochentwickelter Instrumente der Kontrolle; im Gegenteil, viele Zentren arbeiten an solchen Projekten und jedes trägt zu einem Teil dazu bei.“

Die Verbindung zwischen Industrie und Forschung stärkt sich durch Investitionen, Kollaborationen und gewöhnlichen Projekten mit Universitäten, Forschungszentren und Unternehmen… Aber um was herzustellen? Warum wuchern diese Technologien? Keine technologische Entwicklung kann existieren ohne eine beharrliche Überzeugungsarbeit, die sie ermöglicht. Angst schüren ist in diesem Kontext entscheidend: Sicherheitsgründe, Bedrohung durch mögliche „Terrorangriffe“ mit biologischen Waffen und Verteidigung der nationalen Grenzen erzeugen eine Atmosphäre des Konsens gegenüber schamlosen Todestechnologien und Sicherheitssystemen, die die Freiheit unterdrücken. Möglicherweise liegt die Zeit des kalten Krieges nicht so weit zurück und vielleicht hat sie nie geendet. Gibt es etwas verheerenderes als Nuklearwaffen die gegen Nachbarländer verwendet werden? Renommierte Wissenschaftler auf der ganzen Welt arbeiten daran, vor allem in den „harmlosen“ öffentlichen Forschungsstrukturen, die keinen Stacheldraht brauchen“

(Terra Selvaggia)

VIII.

Es scheint unseren Erfahrungen nach klar, dass ein großer Teil der technologischen Vorstöße es nicht lange erlauben daraus „auszusteigen“, ohne von großem sozialem Nachteil bedroht zu sein. Wir sind um nur ein Beispiel zu nennen, mittlerweile fast alle praktisch gezwungen, Computer in zumindest gewissen Bereichen unseres Lebens zu verwenden – für Arbeit, Bürokratie, Handel und „Kultur“ – weil sich die Gesellschaft völlig um ihre Existenz reformiert hat. (Es ist heute nicht unüblich, dass die Entscheidung, ob ein Arbeitgeber dir eine Arbeitsstelle gibt oder nicht ebenso sehr auf deinem Social Media-Profil basiert, wie auf dem Vorstellungsgespräch) Das „Internet der Dinge“, „zentrales Nervensystem für die Erde“, „Umgebungsintelligenz“, „Augmented Reality“, „Smarter Planet“ oder wie auch immer man es nennen kann, hebt dieses Prinzip auf ein anderes Level, weil wir keine Kontrolle (und oft kein konkretes Wissen) darüber haben werden, wem und wann wir welche Informationen kommunizieren.

Nina Turner, eine Forschungsmanagerin bei International Data Corporation, merkt an dass:

Der Schlüssel des Internets der Dinge ist, dass es nicht an einem bestimmten Datum realisiert werden wird. Es wird graduell anwachsen, wenn die Menschen ihre Systeme besser verstehen; wenn sie Testeinführungen machen, wird die Verwendung ansteigen“

Hinter der verzerrten Implikation, dass „die Menschen“ aus eigener Initiative, einfach wählen würden, diese extrem spezialisierte technologische Umgebung auszuprobieren, scheint die Erpressung klar: kollaboriere oder werde zurückgelassen und dann überrollt.

Während wir behutsam durch Milliardeninvestitionen in Werbung und Massenmedien in die Idee, die den Komponenten dieses „Smarter Planet“ immanent ist, eingeführt werden, werden bei Gelegenheit Debatten über die Ethik von diesem oder jenem individuellen Teil davon auftauchen. Das wissenschaftliche Establishment hat von dem Widerstand gegen gentechnisch modifizierte Organismen (oder zuvor bei der Einführung der Nuklearenergie) gelernt und weiß jetzt den Eindruck von Bürgerbeteiligung zu vermitteln, in dem es nur eine Innovation hervorhebt und schlussendlich ihre Akzeptanz fördert. Die Unternehmen scheinen zuversichtlich, dass wenn keine oder nur wenig Nachfrage nach diesem neuen Netzwerk in der Bevölkerung besteht, Nachfrage wie so viele Male zuvor (wie für den ganzen Schrott, der uns bereits umgibt und sich weggeworfen in Ozeanen und Mülldeponien anhäuft), immer geschaffen werden kann, die Massen mitgerissen werden und letztendlich die neuen Technologien begrüßen.

Der Punkt, der offensichtlich sein sollte ist, dass diese ganze Dynamik um die Welt „smarter“ zu machen faktisch dadurch erreicht wird, den Menschen „dümmer“ zu machen, zu nichts weiter als zur Batterie, die das Gerät betreibt, zu degradieren. Wollen wir, dass unser Urteilsvermögen, unsere Intelligenz, Wahrnehmung und schlussendlich unsere Ethik „ausgelagert“ und automatisiert wird? Denn genau dahin führen uns die Veränderungen, denen wir ausgesetzt sind – zur verminderten Kapazität aus Maßstäben und Normen auszubrechen, die in die Technologien von denen wir umringt sind, eingeschrieben sind und von ihnen vorgegeben werden.

Aber es gibt immer noch Raum für einen entgegengesetzten Zugang zu den herzlichen Debatten mit Experten und Lobbies, die das bevorzugte Terrain dieser profitgetriebenen Industrien sind, die oft soweit gehen sich als die Wohltäter an der Menschheit darzustellen.

Ein Anliegen das wir aus den Worten von Sam Palmisano (10 Jahre lang Chef von IBM) herauslesen können:

Denk an die Aussicht auf eine Trillion verbundenen und instrumentierter Dinge – Autos, Geräte, Kameras, Fahrbahnen, Pipelines… sogar Vieh und Medikamente. Und dann denk an die Menge an Information, die durch die Interaktion von all diesen Dingen produziert wird. Es wird beispiellos sein.“

Von neuen Modellen der Technologie… zur Veränderung der Form des Unternehmens… zur Veränderung der Rolle des Individuums im modernen Leben… Wir betreten eine ganz andere Welt“

Aber die Idee von Computerchips im Körper, Pillen zu schlucken die deine Gesundheit kontrollieren, und die Daten mit Versicherungsunternehmen und Arbeitgebern teilen – darüber wird sich nicht jeder freuen. “

Bereits bedroht durch eine sterile urbane Umgebung, die wir ständig ertragen müssen, in der die meisten uns umgebenden Menschen weniger an das Gefühl von Gras oder des Windes gewöhnt sind, als an die Tastatur und den Bildschirm eines Geräts, sind wir unter jenen, die den Pfad nicht akzeptieren über den uns die technologisch-industrielle Gesellschaft treiben will. Wir sagen mit Nachdruck: Wir glauben nicht, dass das Greifen nach der mutmaßlich „post-ökologischen“ Welt der NanowissenschaftlerInnen und TranshumanistInnen etwas anderes als ein Desaster sein kann, weil die Menschheit untrennbar mit zirkulären Energieübertragungen (die über maschinelle Berechnung hinausgehen) verflochten ist, die uns an andere Tiere, Pflanzen und Regionen binden – und durch die Missachtung dieser Grundlage der Existenz hat die Zivilisation bereits die Biodiversität selbst in Gefahr gebracht. Wir lassen uns nicht von den wohltätigen Gesichtern ablenken, die sie den Technologien manchmal verleihen. Wenn sie nicht komplett erschaffene „Bedürfnisse“ ansprechen, sind sie fast alle falsche oder bestenfalls temporäre Lösungen für Probleme, die durch die soziale Organisation und die Manöver der Mächtigen verursacht werden – nicht durch einen Mangel an Technologie.

Sie versuchen unsere Welt nach den Bedürfnissen ihrer Maschinen zu strukturieren. Wir versuchen anders zu leben. Wir haben unsere eigenen Verlangen, eine andere Richtung für das was uns umgibt, und das ist nicht die der europäischen Umwelthauptstadt (die dieses Jahr Bristol war, wo sich zufälligerweise das europäischen Hauptquartier von HP Labs befindet). Wir träumen von Trieben, die den Asphalt durchbrechen und sich in den Ruinen der Büroblocks schlängeln, von Sträuchern, die auf den leeren Flächen alter Kraftstofflager und Garagenvorhöfen ausbrechen, von durch die Wildnis, uns und anderen einst verbannten oder eingedämmten Spezies, wiederbelebten Straßen. Bis zu dem Tag an dem wir alle frei von ihrem Gift atmen und den Gesang der Vögel statt dem ständigen Lärm der Automotoren hören.

Ob dies wahrscheinlich oder überhaupt möglich ist, ist für uns eine offene Frage. Komme was wolle, unser Abenteuer besteht darin danach zu greifen und wir wissen, dass dadurch der Verlauf unseres Lebens komplizierter, aber zweifellos bereichert sein wird. Aldo Leopold könnte Recht damit gehabt haben zu behaupten, dass der Fluch, diese Art von Träumen ertragen zu müssen ist, sich so scharfsinnig bewusst darüber zu sein „in einer Welt der Wunden zu leben“, dennoch können wir durch die Gitter der Unterdrückung und Entfremdung, die unsere Leben durchkreuzen, die Spuren der Freiheit, die wir verfolgen kosten. Und das Zündholz unserer rebellischen Gedanken gegen die hohen Mauern des Bestehenden schlagen, so dass sich die Leidenschaften entzünden könnten… Inzwischen werden wir die Geister in ihrem System sein, dem Blick des Sicherheitsapparates ausweichen und das Feld des technologischen Fortschritts betreten, nicht um zu debattieren, sondern um es physisch zu bekämpfen. Wenn der totalitäre Einschluss des „Internets der Dinge“ ihre Vision ist, hat unsere Gedanken eine andere entfacht.

Es gibt einige von uns die mit einem Defekt gemacht sind, mit dem der Maschine nicht treu zu sein“

(Adrian Magdaleno, Tier- und Erdbefreiungsgefangener eingesperrt vom mexikanischen Staat)

IX.

Jetzt wäre normalerweise die Zeit gekommen, wo ein Text wie dieser zu Ermunterungen, Zuspruch oder geschicktem Schmeicheln übergehen würde. Und wir leugnen nicht teilweise wegen des Verlangens zu schreiben über das hinauszureichen, das wir bereits kennen und um diejenigen zu finden, die wie emporkommende Glühwürmchen in der langen Nacht von diesen Worten etwas mitnehmen, das dem nahe ist, was wir versuchten zu vermitteln – um zu sehen, was passiert und was widerhallt. Wozu wir uns nicht bekennen werden ist eine Beschreibung, ein Rezept, egal welcher Art, für den Kampf und die Zukunft, eine scharfe Analyse der schwächsten Punkte des Systems, eine Festlegung auf die „objektive“ Strategie für „Revolutionäre“. Wir wissen nicht ob die Möglichkeiten zu einer ernsthaften Destabilisierung der technologisch-industriellen Gesellschaft von uns oder anderen wie uns genutzt werden können. Aber in unserem täglichen Leben und durch (unoffizielle) Geschichten erfahren wir, dass die herrschende Ordnung nie so stabil ist wie sie sich darstellt.

Tatsächlich beruht die vermeintliche Beständigkeit der technologischen Infrastruktur auf einem Bild, das sie als gleichzeitig flüchtig und unüberwindlich erscheinen lässt. Flüchtig, insofern als dass es uns die vollständige Tätigkeit und die Verflechtungen von den regionalen, nationalen und internationalen Netzwerken und Flüssen, die die herrschende Ordnung, wie wir sie kennen, aufrechterhalten, nicht beigebracht werden und wir sie wahrscheinlich nicht verstehen. Und im Zeitalter des Internets der Dinge scheinen sogar die sichtbaren Komponenten im Äther zu verschwinden. Unüberwindlich, insofern als dass die Apparatur aus der sie zusammengesetzt ist, so allmächtig, so allgegenwärtig erscheint und allem voran von einem großen Teil der Bevölkerung in der „entwickelten“ Welt geschätzt und in Ehren gehalten wird. Aber – genau wie die hochtechnologischen Geräte unserer Zeit die Minerale und Verarbeitung von Rohstoffen brauchen, für deren Erhaltung das Antlitz des Planeten außerhalb des direkten Blickes aus der Metropole geplündert wird – sind die Netzwerke und Prozesse selbst von physischer Infrastruktur abhängig – von Kabeln, Leitungen, Antennen, Empfängern, Bildschirmen, Servern, ProgrammiererInnen und IngenieurInnen.

Was kann es bedeuten gegen so monströse Entitäten wie jene, die den „Smarter Planet“ verkünden, zu kämpfen? Einige der am meisten fortge35schrittensten Pläne für diese schöne neue Welt werden bereits in speziell errichteten urbanen Regionen in Südostasien (Singapur, Südkorea etc.) umgesetzt, aber es wäre ein Fehler zu denken, dass dies der Punkt ist, wie es ernsthaft beginnt. Das ist die Abstraktion, die die technologische Entwicklung als etwas beschreibt wo weit von unserem täglichen Leben entfernt die Vertiefung der Kontrolle verfeinert wird und uns gegenüber dem blendet, was direkt vor unseren Augen geschieht.

In Wirklichkeit erstreckt sich der Fortschritt der technologisch-industriellen Gesellschaft über das gesamte Terrain. Er ist nicht beschränkt auf die HiTech-Industriezonen (Silicon Valley, das MINATEC in Grenoble, das Bristol-Bath Design Cluster), sondern eher verstreut in harmlosen Instituten unzähliger Universitäten, regionalen Unternehmensbüros, wird bei öffentlichen Events präsentiert und getestet, im Netz konstruiert und von Masten weitergegeben, entfaltet sich im Kartieren von urbanem und ländlichem Raum und in auf Crowdsourcing-basierenden Innovationen… Kurz, das Labor ist die ganze Metropole und ihre entlegenen Kolonien, im gegenwärtigen Augenblick tatsächlich der Großteil des Globus.

Manchmal werden wir nicht alle die Kohärenz haben Schläge gegen die eifrigen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und andere Säulen der Techno-Wissenschaft auszuführen. Wir denken nicht nur an die Angriffe auf BiotechnologiePropagandisten in Mexico, sondern auch an die vergangenen Störungen der Adern der transnationalen Energieübertragung, die diese Welt auf dem Weg zu ihrer Objektifizierung und Vernichtung beschleunigen, die in den Alpen und anderswo verursacht wurden. Wir denken, dass es für jeden Hauptsitz von Unternehmen oder Informationsknoten, der in Brand gesetzt werden könnte, Meilen von Glasfaserkanälen gibt die der Wirtschaft und Industrie dienen, während sie den Massen Opiate einträufeln und die wertvollen Daten im Schlepptau davontragen. Jeder Überwachungsknoten (Kameras, Mobiltelefonfunkmasten, Kartenleser) kann sabotiert werden und es gibt einen Techniker, der, obwohl er von der technologischen Vergiftung der Erde proftiert, für immer humpeln wird. Die Ausstellungen und die Propaganda der Entwickler kann untergraben und lächerlich gemacht werden, techno-positive Einstellungen können in unseren eigenem sozialen Umfeld behindert und gekontert werden, wenn es als eine Möglichkeit für fruchtbare Subversion erscheint. Auch die Versorgungsketten für Treibstoff oder Maschinerie, genauso wie für Energie und Daten (die immer noch nicht so „smart“ sind wie sie dich glauben machen wollen, wenn es zu Störungen an ihren Engstellen kommt) können angegriffen werden. Und es besteht die Notwendigkeit, das zu verteidigen und die Sensibilität für das zu fördern, das für immer wirklich verbindend, ermächtigend und ökologisch ist – unsere Verbindung innerhalb des Überbaus einer gesunden und diversen Landschaft, das Ausleben und Ermutigen zu einer wilden Bahn von Missachtung, Dezivilisierung und Zurückweisung der Geräte. Obwohl es für viele von uns schwer sein könnte, irgendeine Art von signifikanter ökologischer Verbindung in unserem täglichen urbanen Leben zu entfachen, scheint nichts anderes uns den lebenslangen Elan gegeben zu haben der uns in Spannung gegen das Bestehende halten konnte, ohne uns zu verbittern und innerlich zu verfaulen.

Diese Worte sind nichts Neues. Und natürlich ist dies auch kein reduktionistischer Aufruf, alle Kämpfe, außer jenen gegen die technologischen Systeme (oder ihre spezifischen Zweige, die in diesem Text beschrieben wurden) aufzugeben. Solche Analyse haben wir immer als recht naiv bezüglich der tieferen Natur der Entfremdung und der zivilisierten Machtstrukturen empfunden, die wir alle hinweg gefegt sehen wollen. Außerdem werden unsere GefährtInnen natürlich tun was sie wollen…. Wir möchten einfach diejenigen, die ähnlichen Gedanken bezüglich der Art von Befreiung haben, die wir anstreben, ersuchen, sorgfältig darüber nachzudenken, welche Mächte uns derzeit befrieden und große Teile der Bevölkerung behindern und welche Mächte gegen jede Art von Kampf aufkommen werden, wenn er beginnt, gegen den autoritären Leviathan an Boden zu gewinnen. Mehr und mehr sind und werden es die Mächte der Technosphäre sein.

Abschließend geben wir den Vorschlag wider, der auf der Solidaritätsversammlung am 29. November bei Radio Blackout aufkam, eine Woche (oder nicht nur) der Aktion zu bestimmen um „die dringende Notwenigkeit, den neuen durch die Techno-Wissenschaften geschaffenen Totalitarismus zu bekämpfen“ hervorzuheben. Der Anfangspunkt soll der Prozess gegen Costa, Silvia und Billy sein, allerdings nicht mit dem Ziel „unsere Aufmerksamkeit nur auf diesen spezifischen Repressionsfall zu fokussieren, sondern ihn als Gelegenheit nutzen um eine gemeinsame Projektualität entwickeln und ihn in neue Möglichkeiten für Kritik und Kampf zu verwandeln“. Unser Beitrag zu diesem Vorschlag ist diese kleine Analyse davon, wie das „Internet der Dinge“, der kybernetische feuchte Traum der Ingenieure der sozialen Kontrolle, im Hier und Jetzt mit den Nano- und „Lebens“-Wissenschaften ein beinahe unvorstellbares Potential für die Repression brütend, mit der Aufrechterhaltung dieses verhassten autoritären und umweltzerstörenden Systems zusammenläuft. Dies lässt uns mit einer weiteren Front zurück, an der wir den befreienden Konflikt austragen. FreiheitskämpferInnen der Welt, es ist an der Zeit eine geballte Faust gegen die TechnologieMultinationalen und ihre Infrastruktur zu werden.

37Aus diesem Grund veröffentlichen wir diesen Text während den Nächten des Schwarzen Dezembers(wie immer eine Zeit, um international nicht nur die Angriffe, sondern auch die Analyse zu intensivieren) und vor dem Prozess gegen die Saboteure der Earth Liberation Front – Switzerland. Während diese kurzen Abende hereinziehen, genährt durch antagonistische Feuer, Bannerdrops, aufrührerische Versammlungen, und wie Winke quer über die Kontinente verschickte Nachrichten, fliegen unsere Gedanken über den Atlantik zu einem weiteren Krieger der Earth Liberation Front, zehn Jahre nach seinem Tod in Gefangenschaft. Bill „Avalon“ Rogers wurde durch den amerikanischen Staat (und Denunzianten) mit einer Reihe befreiender Aktionen in Verbindung gebracht, die zornig techno-wissenschaftlichen Forschungszentren der Erd- und Tierausbeutung landesweit in Flammen aufgehen ließen. Avalon machte seinen „Gefängnisausbruch“ wenige Tage nach seiner Verhaftung und die unternehmerisch-wissenschaftliche Staatselite kann sich niemals sicher sein, wann und wo die Fackel wieder durch den rebellischen Geist aufgehoben wird, der durch das Gefängnis ihrer Städte und Vorposten nach dem Schlag einer anderen Trommel tanzt, im Streben nach dem, das die zivilisierte Ordnung nicht übertönen kann.

Radical Interference